Montag, 13. Juli 2015

Dinamo Zagreb - Hajduk Split 1:1 (1:1)

Kroatien, Prva Hrvatska Nogometna Liga, 1. kolo, 12.7.2015
Stadion Maksimir, 23.631

Im zum 201. Mal ausgetragenen Vječni derbi („ewigen Derby“) der beiden größten kroatischen Vereine ging Hajduk Split nach acht Minuten unter Jubel des starken, 3.500-köpfigen Auswärtsblockes in Führung, doch Dinamo konnte zehn Minuten vor der Pause ausgleichen. Die Intensität der ersten Halbzeit erreichte das Spiel in der zweiten Hälfte nicht mehr. Es blieb beim 1:1. Hajduk feierte den verdienten Punkt mit den Fans fast wie einen Auswärtssieg.
Auf Seiten der Fans von Dinamo stand der Abend im Zeichen des in den markanten Spruchbändern „lopovi odlazite!“ („Diebe, haut ab!“) und „sloboda Dinamu“ („Freiheit für Dinamo“) zusammengefassten Kampfs gegen den Präsidenten Zdravko Mamić. Seit 2003 beherrscht Mamić Dinamo Zagreb sowie über Mittelsmänner die Liga und den Verband. Er agierte in mafiöser Art und wirtschaftete in die eigene Tasche, etwa mit persönlicher prozentueller Beteiligung an Spielergehältern und Transfers. Die Fanszene um die 1986 gegründeten Bad Blue Boys ist ebenso für ihren Support berühmt wie für Gewalttätigkeiten und rechtsextreme Bekundungen berüchtigt. Mit ihnen lieferte sich Mamić seit Jahren einen gegenseitigen Konflikt, der in jahrelangen Boykotten von Fanseite sowie von Vereinsseite in Aussperrungen von hunderten Fans auf eigens erstellten „schwarzen Listen“ und der Bezahlung eines präsidententreuen Fanklubs ausartete. Vor einer Woche wurden Zdravko Mamić und sein als Vereinstrainer fungierender Bruder Zoran überraschend verhaftet. Daraufhin erklärten die BBB ihre Rückkehr. Mit Ausnahme des gesperrten oberen Rangs der Haupttribüne war das Stadion bummvoll. Das waren mehr als 23.000 Leute.
Die Mitte der Nordtribüne hatte die kleine Pro-Mamić-Gruppe mit BBB-Transparent eingenommen. Als die große Gruppe der BBB von ihrem Corteo auf die Tribüne kam, entstand ein kurzer Schlagabtausch mit Fackeln, Sesseln und Fäusten. Die Polizei trennte die beiden Seiten mit Schlagstock und Pfefferspray und verfrachtete die „Mamić-Boys“ an das äußere Ende der Tribüne. Die große BBB-Gruppe drängte sich schließlich in die Mitte und nahm sie ein. Während der zweiten Halbzeit flogen noch mehrere Pyro-Fackeln in offensichtlicher Verletzungsabsicht (wenn nicht mehr) in den Randblock, eine davon wieder zurück (sie traf in die Reihen der Polizei). Für die BBB war die Rückkehr auf ihre Nordtribüne und in ihr Stadion gelungen. In ihrem Support zeigten sie, was sie an Masse und Lautstärke zustandebringen können. Was die Zukunft bringen wird, ist ungewiss.
Der GNK Dinamo Zagreb führt seine Geschichte auf den 1911 gegründeten 1. HŠK Građanski (Prvi Hrvatski Građanski Športski Klub, „1. Kroatischer Bürgerlicher Sportklub“) zurück und sieht diesen 1945 vom kommunistischen Regime aufgelösten Verein als Vorgänger. Es gibt allerdings auch die anderslautende Auffassung, dass der 1945 als Dinamo Zagreb neugegründete Verein keine historische Verbindung zu Građanski habe. Nach der kroatischen Unabhängigkeit wurde Dinamo 1991 in HAŠK-Građanski umbenannt, um die vor-jugoslawische, kroatisch-nationale Geschichte herauszustreichen. Von 1993 bis 2000 trug Dinamo den Namen Croatia Zagreb und durfte erst 2000 zum Namen Dinamo zurückkehren. Seit 2010 heißt man offiziell Građanski nogometni klub Dinamo Zagreb (GNK Dinamo Zagreb).
Građanski gewann fünf jugoslawischen Meisterschaften zwischen 1923 und 1940 sowie 1941 und 1943 die kroatische Meisterschaft des faschistischen Staats. Dinamo gewann nach 1945 viermal die jugoslawische Meisterschaft (1948, 1954, 1958, 1982) sowie zwischen 1951 und 1983 siebenmal den Cup. In den 23 Saisonen seit der kroatischen Unabhängigkeit 1991 wurde Dinamo 17-mal kroatischer Meister, zuletzt seit 2006 zehnmal in Serie, und gewann 13-mal den Cup. Größter Erfolg auf europäischer Ebene war der Gewinn des Messestädte-Cups (Vorläufer des UEFA-Cups) 1967 (Finalsieg in Hin- und Rückspiel gegen Leeds United). 2013 schaffte es Dinamo wegen eines Tores leider nicht, die Wiener Austria an der Champions-League-Qualifikation zu hindern.
Der Ex-Rapidler Rudolf Rupec (1916 bis 1920 viermal Meister mit Rapid) spielte 1920 bis 1928 für Građanski (3x Meister). Josef Brandstätter (8x Meister mit Rapid von 1912 bis 1923) trainierte Građanski von 1925 bis 1926 und wurde mit ihnen 1926 jugoslawischer Meister. Weitere österreichische Trainer von Građanski waren Karl Heinlein (1919–1921), der spätere Meistertrainer von Bayern München und Feyenoord Rotterdam Richard „Dombi“ Kohn (1924/25), Johann Strnad (1930/31), Robert Haftl (1931/32) und Hans Ringer (1935/36) sowie bei Dinamo Zagreb Karl Mütsch (1948). Dinamo wurde auch von den ehemaligen Rapid-Trainern Vlatko Marković (1978-1980, 1983 sowie 1990/91 und 1992) und Otto Barić (1979/80 und 1996/97) trainiert. Zlatko Kranjčar spielte hier von 1973 bis 1983 bevor er zu Rapid kam und trainierte Dinamo später von 1994 bis 1996 sowie 1998.
Rapid spielte 1971 im UEFA-Cup gegen Dinamo Zagreb und stieg nach 2:2 im Stadion Maksimir (25.000) und 0:0 im Rückspiel im Praterstadion (10.000) auf. Bereits 1949 traf man einander in Freundschaftsspielen auf der Pfarrwiese (7:1) und in Zagreb (3:1), 1984 im Stadion Maksimir zum Ablösespiel für Kranjčar (5:1-Niederlage), 1979 (1:1) sowie 1985 (3:1) in Graz, 1991 im Hanappi-Stadion (1:1), 2000 in Eisenstadt (1:1), 2002 in einem Turnier in Split (0:0, 1:3 n.E.) und zuletzt in einer außerhalb des Stadions folgenreichen Begegnung in Kapfenberg 2007.
Das Stadion Maksimir wurde 1912 im gleichnamigen Zagreber Stadtbezirk als Sportanlage des 1903 gegründeten und 1945 aufgelösten HAŠK (Hrvatski akademski športski klub) eröffnet. Im Zuge des Stadionausbaus wurde seine Holztribüne 1948 abgetragen und in das am Nachmittag besuchte Stadion Kranjčevićeva transferiert. 1952 bis 1955 wurden die Westtribüne (Längsseite) und die alte Nordtribüne fertiggestellt. Nach dem Bau der Hintertortribüne im Süden 1964 bis 1969 wurde eine Kapazität von 64.000 Plätzen erreicht. Bei der EM 1976 fanden hier ein Semifinalspiel und das Spiel um den 3. Platz statt. Mit der Umwandlung in ein reines Sitzplatzstadion 1997 und Umbauten in der Folgezeit sank die Kapazität auf 35.123 Plätze. Zuletzt wurde 1998/99 die Nordtribüne abgerissen und zweirangig neu errichtet, sodass nur mehr das Halbrund der Südtribüne an das einstige Oval erinnert.
Die Ausschreitungen hier im Stadion vor einem Spiel Dinamo Zagreb gegen Roter Stern Belgrad 1990 gelten manchen als Beginn des Bürgerkriegs, der militärisch in Jahr später ausbrach. An die im Krieg getöteten Soldaten aus den Reihen der BBB erinnert ein Denkmal vor der Westtribüne.
Vor dem Spiel wurde die Stadt Zagreb besichtigt.




















































































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